Für den Markt schreiben
Ich bewundere Autor:innen, die nach dem Markt schreiben können. #autor_innensonntag
Manche Angehörige der schreibenden Zunft betrachten das ja mit einem Nasenrümpfen. Da kommen solche Vorurteile wie „nicht aus dem Herzen geschrieben“, „der tausendste Abklatsch“, „geldgierig“. Da kann ich nur den Kopf schütteln – denn ich kenne bisher keine:n Autor:in, die beschlossen hat, aus Geldgier zu schreiben. Bei Gott, da gibt’s wirklich andere Berufe, bei denen man mehr als ein Bonbon pro verkauftes Buch verdient.
FAKT IST: Jede:r Autor:in wünscht sich, von den Geschichten, die wir auf Papier bannen, leben zu können. Aber das ist echt hartes, hartes Knäckebrot. Es gibt Genres, die besser laufen, dafür stark überlaufen und mit dementsprechend viel Konkurrenz gespickt sind (z.B. Thriller, Romance), andere haben weniger Konkurrenz, dafür auch eine ungleich kleinere Leserschaft (z.B. Science Fiction, Horror). Jede:r möchte in den Großverlag, und gleichzeitig möchte man sich selbst und Verlag nicht enttäuschen. Kurz gesagt: Jede:r wünscht sich Erfolg.
FÜR DEN MAINSTREAM ZU SCHREIBEN, bedeutet nicht automatisch, Schrott abzuliefern.
Es bedeutet einfach, sich daran zu orientieren, welche Art Geschichten gerade gern gelesen werden. Aber da sind wir auch schon beim ersten Punkt der Schwierigkeiten: Wer nicht gerade in drei Monaten ein Buch runter tippt, muss sich weit in die Zukunft orientieren. Was jetzt gerade in ist und gut läuft, kann nächstes Jahr komplett übersättigt sein (du warst nicht der/die Einzige mit der Idee, auf den fahrenden Zug aufzuspringen), oder schon wieder out.
EIN BLICK IN DIE ZUKUNFT
Wer also jetzt etwas zu schreiben beginnen will, das nächstes oder meist sogar übernächstes Jahr gut läuft, der betreibt Glücksspiel – oder Aktienhandel. Kann klappen, muss aber nicht. Immer ein Risiko dabei. Dabei ist der englischsprachige Markt ein gutes Vorbild. Denn Trends schwappen a) nicht nur gern verspätet zu uns, auch ist der englischsprachige Markt um einiges mutiger und breiter aufgestellt. Heißt, dort wird Risiko eingegangen. Das kann er auch, denn die Leser:innenschaft ist einfach so viel größer, dass man auch in Untersparten gut verdienen kann.
TRENDS & ÜBERSETZUNGEN
Die Seller von heute am englischsprachigen Markt werden mit großer Sicherheit zeitversetzt übersetzt und landen damit auf dem deutschsprachigen Markt. Wer der englischen Sprache mächtig ist, sollte daher auf jeden Fall einen Blick darauf behalten, was dort gerade gut läuft. Die Devise: Lesen, lesen, lesen was das Zeug hält. Augen und Lauscher offenhalten. Auch die deutschsprachigen Verlage werfen natürlich Blicke in die Zukunft und suchen gezielt Stoffe, von denen sie überzeugt sind, dass sie in den nächsten Jahren gut laufen werden.
KONKURRENZ ERWARTEN
Wie gesagt bist du vielleicht nicht der/die Einzige, der sehnsüchtig zum fahrenden Zug aufspringt. Wenn gerade z.B. Brautschau-Bücher in sind, kann es gut sein, dass andere genauso an etwas arbeiten. Besser, als sich drüber zu grämen, ist, sich zusammenzutun und z.B. gemeinsam Werbeaktionen zu machen. Wer gerade auf das Genre abfährt, sucht vielleicht genauso nach dem nächsten Band, den er verschlingen kann.
FREUDE BEWAHREN – und EIGENEN TWIST REINBRINGEN
Nur weil du dich am Markt orientierst, heißt das nicht, dass du abschreiben sollst. Seien wir ganz ehrlich: Jede Geschichte wurde schon mal irgendwie erzählt. Es geht darum, dass du deine eigene Stimme, deine Themen, deine Kritik, deine Leidenschaft in dieses bekannte Grundgerüst reinlegst. Neue Twists sind erlaubt, ja, sogar erwünscht, solange sie nicht gegen die Grundlagen des Romangenres verstoßen.
Wichtig ist genauso, dass du dich nicht beim Schreiben langweilst. Imitiere nur Trends, die dir persönlich auch gefallen. Du hasst Vampire? Dann ist das kein Untergenre für dich. Elfen gehen dir auf den Wecker? Lass es aus. Was du schreibst, muss dir Spaß machen. Ansonsten ist jede Zeile eine Qual, und der/die Leser:in wird deinem Werk das auch mit großer Wahrscheinlichkeit anmerken.
UND ICH – SCHREIBE ICH NACH DEM MARKT?
Klar habe ich immer wieder Ideen. Allerdings bin ich viel zu langsam, als dass ich derart weit in die Zukunft denken könnte. Heißt, ich müsste ständig Projekte abbrechen, um mich etwas zuzuwenden, das aktuell als Trendwelle anrollt.
Umgekehrt dachte ich auch bei einem Buch, dass es total in den Trend passt und sicher der volle Seller wird – and it was not. Das ist auch ein Punkt, mit dem du dich auseinandersetzen musst: Wenn du die Erwartungshaltung hast, dass ein Buch zum Markt passt und sich toll verkaufen wird, aber der Gegenfall tritt ein. Das ist echt ein harter Tritt in die Magengrube.
Dieses Jahr neu – die epische Drachen von Talanis Reihe als Schmuckausgabe: