Morally grey Charaktere – und warum Schwarz-Weiß nicht mehr zeitgemäß ist!

Morally grey Charaktere – und warum Schwarz-Weiß nicht mehr zeitgemäß ist!

Morally grey Charaktere – und warum Schwarz-Weiß nicht mehr zeitgemäß ist!

#autor_innensonntag 🖋️ Als ich zu schreiben begonnen habe, gab es den Begriff „morally grey“ noch gar nicht. Aber wie es momentan so modern ist, muss ja alles einen Namen bekommen, so auch dieses Phänomen. Ich kannte es aus dem Bestreben heraus, sich von der typisch schwarz-weiß-Malerei der fantastischen Heldengeschichten rauszunehmen.

Mit den Texten zum #autor_innensonntag möchte ich Leser:innen und Schreibenden einen Einblick in meine Gedankenwelt beim Schreiben geben und jungen Autoren und Autorinnen einige Schreibtipps für die Zukunft mitgeben.

 

SCHWARZ-WEISS IN SAGEN, LEGENDEN & MÄRCHEN – BÄH!

Selten hat mich etwa so genervt wie die alten Heldensagen. Vor allem, weil ich die Antagonisten oft so viel mehr verstanden habe, als die vermeintlichen Helden. Siegfried – was soll denn das bitte für ein Held sein? Er betrügt auf ganzer Linie und hilft seinem Schwager nicht nur, dessen Frau überhaupt zu gewinnen, sondern sie anschließend zu vergewaltigen! Der hat mehr als einen Sauspieß in die Ferse verdient, hoch lebe Hagen.

Oder Morgana La Fay, die aufgrund von Artus‘ gierigem Vater ihre Familie verloren hat? Artus‘ Vater, der sich in Gestalt des Ehemanns ins Bett ihrer Mutter schlich? Würde man da nicht auch Rache schwören? Das ist doch viel spannender als der Kerl, der ein Schwert aus einem Stein zieht. Sorry, not sorry.

Selbst Lancelot gibt einen besseren Helden ab als Artus – denn er versagt, indem er seiner Liebe nachgibt.

Odysseus vergnügt sich ein ganzes Jahr lang auf der Insel mit Circe, obwohl seine Gattin zu Hause auf ihn wartet und seine Männer sich die Beine in den Bauch stehen. Und dann erdreistet der sich auch noch, in junger Gestalt heimzukehren. Der hätte mehr verdient als in ein Schweindl verwandelt zu werden. Circe & Penelope vs. Odysseus, das wär’s doch mal.

Im Alter beginnt man, die Hexe in ihrem Knusperhäuschen immer besser zu verstehen, genau wie Pechmarie, die abgewatscht wird für Taten, die ihre eigene Mutter verbrochen hat. (Übrigens dasselbe in Les Miserables, das stößt mir immer sauer auf.)

 

FRÜHER WURDEN HELDEN VON GÖTTERN BESTIMMT – HEUTE MAUSERN SIE SICH

Zusammengefasst: Die Figuren, die an der Kippe stehen, sind die wesentlich Spannenderen als die vermeintlichen Helden. Und bei einem genauen Blick darauf erkennen wir oft, dass die angeblichen Helden gar keine sind, sondern einfach nur von den Göttern/vom Glück bevorzugt.

Wer begünstigt wird, hat keine schwierigen Entscheidungen zu treffen. Und dessen Prinzipien werden auch nicht getestet.

 

Schreibtipps für angehende Autorinnen – Was bedeutet morally grey für ein Buch?

 

MORALLY GREY CHARAKTERE HABEN TROTZDEM PRINZIPIEN – IHRE EIGENEN

Für mich sind morally grey Charaktere keine, die keine Prinzipien haben. Das Leben hat ihnen bloß so viel abverlangt, dass sie sich nicht länger mit den höchsten Vorstellungen von Moral decken. Sie müssen sich aber im Buch durchaus konsequent verhalten. Manchmal weiß man nicht, wie sie sich entscheiden werden, weil die Frage eben NICHT eine so einfache Antwort hervorlockt.

 

MORALLY GREY BÜCHER STELLEN KEINE FRAGEN, DIE EINDEUTIGE ANTWORTEN ERLAUBEN

FALLEN ANGELS, RISING DEMONS stellt die große Frage: Würdest du jemand Unschuldigen betrügen, um deine jahrtausendealten Ziele zu erreichen? Jemanden, den du vielleicht sogar liebst?

Die Antwort hat das Publikum total gespalten hinterlassen. 50% haben die Entscheidung verstanden, 50% fanden sie grässlich. Das zeigt aber auch, dass diese Frage keine eindeutig moralisch einwandfreie Antwort zulässt.

Wer morally grey Charaktere – und Geschichten – schreibt, setzt diese Figuren nicht in eine perfekte Welt. Sie ist gespickt genau mit diesen Fragen und beschreibt die inneren Widerstände. Sie zeigt, wie sich Charaktere verändern, wenn sie auf Menschen treffen, die sie lieb gewinnen. Sie zeigt, dass Moral nicht eindeutig, sondern flexibel sein kann. Sie macht, dass man als Leserin mitschwitzt.

 

MORALLY GREY BÜCHER/CHARAKTERE EMPFEHLUNGEN aus meinem Repertoire

Man muss morally grey Charaktere nicht immer mögen. Man muss sie nur verstehen.

Im Prinzip würde ich alle meine Bücher in diese Richtung beschreiben. Besonders stark ausgeprägt sind aber eindeutig BLACK ALCHEMY 🧟⚗️ (Mirage, Bhaaltazar uvm.), BLUT & WEIN  🩸🍷 (coming soon, vermutl. 2025, Anathema), FALLEN ANGELS, RISING DEMONS (einige) 🪶🔥. Falls dir das gefällt, schau mal rein.

 

Alles Liebe, Katharina

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